Klimajahr 2021 – Was ist, was werden kann

15. Januar 2021

Meine Kinder waren vollkommen aus dem Häuschen: es hat geschneit. Für einen Tag lag ein paar Zentimeter Weiß auf den Straßen, Wegen, Wiesen. Schon zum Abend hin wurde das Ganze suppig nass und am nächsten Tag war das bisschen Winterglück auch schon wieder dahin geschmolzen. Kaum etwas führt uns so deutlich und unmissverständlich vor Augen, wie entscheidend ein Grad mehr oder weniger sein kann. Das verstehen schon die Kleinsten.

Umso mehr schmerzt es, wenn mich Schlagzeilen wie diese erreichen: 43 Millionen (!) Hektar Regenwald wurden laut Satellitendaten von 2004 bis 2017 zerstört. Nur mal zur Einordnung: Die Fläche Deutschlands ist mehr als 35,7 Millionen Hektar groß. Daran sind wir leider mit schuld: Für den Anbau von Futtermittelsoja, Kakao und Rindfleisch, das in die EU importiert wird, wird oft Wald vernichtet. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei. (Quelle: https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/waldvernichtung/fronten-der-entwaldung )

Wo stehen wir?

Grund genug also mal zu schauen, wie es um die Klimakrise steht – wie stehen wir da und was dürfen wir von diesem Jahr erwarten? Ist alles gut, weil Corona die Emissionen etwas gedrückt hat? Ihr könnt es euch bereits denken: ist es nicht. Wir haben noch jede Menge zu tun.

Einen super Überblick darüber, wo wir stehen, hat Prof. Claudia Kemfert HIER gegeben. In Kürze:

  • Deutschland hat sein Klimaziel für 2020 erreicht – wenn auch vor allem durch die Effekte der Pandemie
  • Die EU hat ihr Klimaziel verschärft: sie will im Jahr 2030 mindestens 55 Prozent weniger Emissionen auszustoßen als noch 1990. Jetzt muss Deutschland noch nachkorrigieren und ebenfalls nachlegen.
  • Mit der EEG Reform gabs kleine Nachbesserungen bei Photovoltaik und Mieterstrom – der große Wurf für einen ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren steht aber aus

Was die Wissenschaft und Fridays for Future fordern, also Klimaneutralität bis 2035 erscheint vor dem Hintergrund dieser Trippelschrittchen geradezu illusorisch. Aber noch ist das Ziel erreichbar, wie die Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag der Fridays zeigt. Dort wird auch unmissverständlich auf den Punkt gebracht, wieso 2035 als Zielmarke nicht verhandelbar sein darf:

Für Deutschland bleibt gemäß dem Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) ab dem Jahr 2020 noch ein Restbudget von 4,2 Gt CO2 – unter der Annahme, dass die weltweit noch erlaubten Emissionen pro Kopf der Bevölkerung gleich verteilt werden und aufgrund der vielen damit verbundenen Unsicherheiten keine Ausgleichsmaßnahmen über negative
Emissionen ergriffen werden sollen oder können. Das Einhalten dieser Zielmarke ist nur dann zu erreichen, wenn Deutschland bis etwa zum Jahr 2035 CO2-neutral wird und dies auch nur dann, wenn die Emissionen schon in den unmittelbar vor uns liegenden Jahren besonders stark sinken.

2021 wird unser Jahr!

Keine Panik, wir kriegen das noch hin – wenn möglichst viele mitmachen. 2021 wird ein entscheidendes Jahr. Denn wir wählen am 26. September einen neuen Bundestag, der (im besten Fall) die entscheidenden Weichen stellen wird. Was wir neben wählen aber noch tun können:

  • Weiter aktiv demonstrieren, dass wir echten Klimaschutz wollen! Zum Beispiel beim nächsten globalen Klimastreik am 19. März 2021 unter dem Motto #NOMOREEMPTYPROMISES
  • Informiert euch über die Vorhaben der Parteien, bleibt kritisch und folgt zum Beispiel den super Klima-Podcasts “Das ist eine gute Frage” und “klima update”
  • Überlegt, was ihr im Kleinen beitragen könnt, um klimafreundlicher zu leben. 5 ganz einfache Ideen habe ich euch HIER zusammengeschrieben. Ihr müsst nicht perfekt sein. Jeder Schritt zählt.
  • Bindet auch eure Kinder altersgemäß mit ein. Erzählt ihnen davon, warum es immer weniger schneit und was die Erwärmung auf der ganzen Welt anrichtet – und wie wir das ändern können. Geht mit ihnen raus, lasst sie die Natur spüren und fühlen – lasst sie nicht nur mit dem Köpfchen lernen, sondern auch mit Herz und Hand.

Gerade wir Familien können viel erreichen. Wir tragen nicht nur die besondere Verantwortung für unsere Kinder und Enkelkinder (and so on), wir haben auch die Chance, dass unsere Kinder es vielleicht mal alles besser hinkriegen.

2021 ist in meinen Augen dafür ein absolutes Schlüsseljahr.

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