Unser Ziel ist das Gleiche.

24. April 2023

Neulich war ich auf dem Lastenrad unterwegs, vorne drin der Kleinste. Wir wollten zur Kita. An der nächsten Kreuzung dann Blaulicht, erst drei, dann vier Einsatzfahrzeuge der Polizei. Zum dritten Mal in der Woche sah ich sie, die Demonstrant*innen der Letzten Generation. Bei dem Thema gehen die Meinungen auseinander. Fridays for Future distanzieren sich von den Protestformen der LG. Und auch ich mache keinen Hehl daraus: meiner Wahrnehmung nach schadet das mehr, als es Menschen für den Klimaschutz gewinnt. Weil es provoziert, verärgert und wegstößt. Vielleicht täusche ich mich und genau das braucht es. Vielleicht reicht die friedliche Mitmachbewegung der Fridays nicht mehr. Weiß doch in Wahrheit kein Mensch.


Alles was ich weiß ist, dass mich eine Welle des Mitgefühls überrollte, als ich so mit meinem Rad an der Kreuzung stand.

Ich dachte:
Ich verstehe euch so arg. Es ist doch alles eine Riesenscheiße, wie wir schier ungebremst in die Klimakatastrophe reinrasen. Wie so vielen Menschen der Ernst der Lage nicht wirklich durchsickert. Dieses Jahr 60 – 70 Prozent (!) Ernteausfälle wegen Trockenheit in Teilen Italiens und Spaniens. Lebensmittel werden knapper und teurer. Das ist doch nur der Anfang, denke ich. Naturkatastrophen, weitere Pandemien, Unruhen in der Bevölkerung – das alles wollen wir für das Festhalten am Verbrennermotor und der Gasheizung aufs Spiel setzen?


Ich verstehe euch, dachte ich. Ich fühle es.


Und doch: mein Weg ist eure Protestform nicht.

Als die Ampel auf Grün schaltet (der Fahrradweg ist ja nicht blockiert), trete ich in die Pedale. Und nicke der jungen Frau, die gerade von Beamten zur Seite getragen wurde, ermunternd zu.

Unsere Wege sind andere. Unser Ziel ist das Gleiche.

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