Loslassen. Wenn kleine Kinder groß werden.

28. Januar 2024

Loslassen. Wie merkwürdig doppelt kann ein Mensch eigentlich fühlen? Noch als die Kinder in meinem Bauch wuchsen, passierte etwas mit meinem Herzen. Etwas dockte an. Ein Gewicht, wie eine warme, schwere Decke. So eine, die verkauft wird um besser einschlafen zu können. Festgebunden an meinem pumpenden Herzmuskel. Waren die Babys nah bei mir, war alles entspannt und ruhig und gut.

Dann erste Momente des Loslassens. Dem Partner voll vertrauen. Anderen Menschen vertrauen. Die Kinder aber immer noch unter Obhut und Aufsicht. Schon da zog das elastische Band, das mein Herz mit ihnen verknüpfte. Aber es war okay, da war noch etwas: Freiheit. Autonomie. Unabhängigkeit. Funken dessen, was ich an meinem alten Leben so geliebt hatte.

Jetzt, Jahre später, übe ich mich immer mehr im Loslassen. Ich vertraue nicht mehr nur anderen Hüter*innen. Ich vertraue den Kindern. Sie gehen allein ihrer kleinen Wege. Erkundungspfade. Schulweg. Brötchen holen.

Mein Herz zieht. Dunkle Gedanken: was wenn jetzt etwas passiert? Ich bin nicht da um sie aufzufangen. Szenarien wie Thriller vor meinem Auge.

Ich lächle das Kind an, versuche die innere Unruhe zu bändigen. Sage: „Bis später, viel Spaß“ oder „Du schaffst das“ und will es eigentlich nur ganz schnell an mich ziehen, in die Arme schließen, an Kinderkoofduft schnuppern. Aber das Kind strahlt voll Stolz und Mut und Eigenständigkeit und zieht los.

Und dann ist da noch etwas. Ein großes inneres Glück. Eine Dankbarkeit. Ich lasse ein Stückchen los. Erstmal nur ein kleines Stückchen, wirklich. Aber es ist gut so. Die Kinder schaffen das. Locker. Ich schaffe das. Lerne, dass es gut ist.

Das Band an meinem Herzen ist wohl immer da. Aber dazu gesellt sich ein knisterndes Glück. Wie Brausepulver.

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