Lasst uns über Migration reden.

18. September 2024

Ihr wollt über Migration reden? Dann lasst uns über Migration reden. Ich mein, klar, es gäbe aktuell drängende Themen, Klimakrise, Erstarken rechter Narrative oder so Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass jeden zweiten Tag eine Frau durch die Hand ihres (Ex-) Partners stirbt. Aber hey, klar. Lasst uns über Migration reden. Immerhin ist weniger als 1 Prozent aller Messerangriffe 2023 religiös motiviert gewesen (Quelle: Kriminalstatistik via @quer_vom_br ). Aber klar, muss man auch ernst nehmen. Hängt das mit Geflüchteten zusammen? Sozialwissenschaftler Hans Goldenbaum (via MDR) erklärt:

„Es wird stärker, intensiver und häufiger über Gewaltdelikte in Verbindung von Zuwanderung berichtet, während ähnliche Gewaltdelikte unter Beteiligung von Deutschen, seltener und weniger intensiv berichtet werden. Das führt noch einmal zu einer zusätzlichen Verzerrung.“

In der Statistik zu Messerangriffen des BKA, die es seit 2021 gibt, sind Täter überdurchschnittlich oft junge Männer, die zugewandert sind. Ist also doch die Zuwanderug schuld? Dazu sagt Goldenbaum:

„Unter den zugewanderten ist der Anteil junger Männer, teilweise dreimal oder vier mal so hoch wie in der deutschen Bevölkerung sonst. Und junge Männer sind kriminologisch gesehen die zentrale Gruppe, die für Gewalt Straftaten verantwortlich ist. (…) Es hat weniger etwas mit der Herkunft zu tun, als vielmehr mit der spezifischen demographischen Zusammensetzung der Gruppe der Zugewanderten.“

Junge Männer seien generell gewaltbereiter als andere Bevölkerungsgruppen, unabhängig ihrer Nationalität.

Aber ihr wollt ja trotzdem über Migration sprechen?

Vielleicht darüber, dass wir pro Jahr mindestens 400.000 zugewanderte Arbeits und Fachkräfte bräuchten, um den Bedarf hierzulande zu stillen? vielleicht darüber, dass es sinnvoll wäre, die Arbeitsverbote für nach Deutschland geflüchtete Menschen abzuschaffen? Wäre das nicht eine Win-Win Situation? Wir hätten endlich wieder mehr motivierte Leute hier für die fehlenden Stellen und die geflüchteten jungen Menners könnten, wie sie sich auch meistens erhoffen in Arbeit kommen, und hätten eine sinnvolle Beschäftigung für sich.

Nein, über den Arbeits- und Fachkräftebedarf und über die Abschaffung von Arbeitsverboten hierzulande zu sprechen wäre ja viel zu kompliziert. Wir wollen es ja gerne platt und pauschal. Die Medien lieben populistische Zuspitzung.

Also gut, dann reden wir über Migration. Und dann reden wir über klare Zahlen.

Allein 2024 sind im Mittelmeer 1405 Menschen auf der Flucht ertrunken. Menschen mit Hoffnung. Menschen mit Familien. Menschen, die fühlen, wie du und ich.

An der Grenze zwischen Polen und Belarus stecken Geflüchtete in einem grünen Niemandsland, keines der Länder will sie aufnehmen. Mindestens 60 Menschen, auch Kinder, sind dort bis 2023 an Hunger, Kälte und Entkräftung gestorben. Wenn ihr es packt, seht euch dazu den Film “Green Border” an. Wenn ihr es nicht packt, dann auch.

Ihr wollt über Migration reden?

Dann lasst uns über unser Versagen reden, Fluchtwege sicher zu machen und Fluchtursachen zu bekämpfen.

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