Wir sind mehr: 5 Dinge, die wir jetzt tun können.

12. September 2018

Chemnitz. Köthen. Die Rechten organisieren sich, formieren sich. Längst nicht mehr verdeckt. Ganz offen. Traurige Straftaten werden generalisiert und zum Anlass für offen ausgesprochene Ressentiments genommen. Mitten unter der braunen Masse: Menschen, die sich Volksvertreter*innen nennen, demokratisch in die Parlamente gewählt.

Die einen frohlocken, wenn sie das Erstarken der Grünen bei den Wahlumfragen zu den kommenden Landtagswahlen in Bayern sehen. Mir fällt das Freuen weniger leicht, wenn ich sehe, wie stark die offen rechtspopulistisch auftretende AfD abschneidet, trotz oder wegen ihrer Hetze gegen Menschen anderer Herkunft oder anderer Lebensmodelle als dem Kindergarten-Klassiker „Vater-Mutter-Kind“.

Du zählst.

Aber – wir sind mehr. Das hat nicht nur Chemnitz gezeigt. Jetzt wo die Nazis unverhohlen ihr vergiftetes Gedankengut unter die Menschen bringen wollen, sind wir mehr denn je gefragt Gesicht zu zeigen. In Chats und Gesprächen merke ich, dass auch Leute, die vorher eher weniger interessiert waren, plötzlich Lust haben, sich zu engagieren. Dabei muss man nicht übermäßig politisch versiert sein.

Es reicht, auf sein Herz zu hören.

Mit Menschen zu reden, sich auf Diskussionen einzulassen. Zivilcourage zu zeigen. In Zeiten wie diesen kommt es auf jede*n Einzelne*n an.

Hier ein paar Ideen, dem braunen Sumpf entgegen zu treten:

  1. Im Alltag Zivilcourage zeigen: Kürzlich in der Straßenbahn, eine ältere Dame beschimpfte lautstark eine Autofahrerin, die mit ihrem Auto wegen einer roten Ampel die Gleise blockierte. Es ging aber nicht um einen Fahrfehler oder sonst was. Was sie ärgerte: das „Kopftuchmädchen“ von sonst wo her könne ja nicht ordentlich fahren. Es wäre so einfach, das zu überhören. Weg zu schauen. Ist ja nicht so schlimm, oder? Aber sofort rief ihr die Frau gegenüber sitzend entgegen, sie habe die Schnauze voll von der rassistischen Kackscheisse. Wir pflichteten ihr bei. Zugegeben: mein Wording wärs nicht gewesen. Ich lasse mich lieber auf Diskussionen ein, lasse meinem Gegenüber eine Möglichkeit das Gesicht zu wahren und versuche dann durch Argumente zu überzeugen. Olle Kamelle, für mich aber nach wie vor unvergessen und Gänsehaut-wichtiger Moment in meinem Leben, als ich durch diese Art zu diskutieren einmal einen jungen Typen dazu brachte, aus der NPD auszutreten (er dankte mir später einmal per Mail dafür, daher habe ich davon erfahren). Letztlich aber ist es egal, WIE ihr es kommuniziert. Hauptsache ihr macht was, sagt was, schaut nicht weg. Es kostet vielleicht im ersten Augenblick Überwindung – aber ihr werdet es nicht bereuen, für eure Sache eingestanden zu sein.
  2. Fensterdemo
    Auf dem Blog und Instagram Account @mummymag gibt’s Ideen für eine Fensterdemo.

    Auf dem Blog und Instagram Account @mummymag gibt’s Ideen für eine plakative Fensterdemo.

    : Eine einfache und schöne Idee habe ich bei den Frauen vom Mummymag gesehen. Sie haben ein Leintuch dekoriert und zeigen nun nach außen hin, wofür sie einstehen. Eine tolle Idee auch gemeinsam mit Kindern etwas zu machen.

  3. Auf die Straße: wart ihr schon einmal auf einer Demo? Klingt aufwändiger, als es ist, denn letzten Endes geht es nur darum, dass ihr da seid. Jede*r zählt, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich für meinen Teil mag mit meinen kleinen Kindern noch nicht gerne auf solche Großversammlungen gehen. Aber in der Vergangenheit war ich schon auf der einen oder anderen Demo, bin mitgelaufen, hab nette Leute kennen gelernt. Gerade jetzt wird ja klar, wie wichtig es ist, zahlenmäßig nach außen hin „mehr“ zu bleiben. Von solchen Demos erfahrt ihr zum Beispiel über regionale Tageszeitungen/Webauftritten oder über lokale Kreisverbände der Parteien.
  4. Mein Facebook Profilbild – nicht perfekt, aber die Botschaft ist das, was zählt.

    Nutzt jeden Kanal: Ihr seid bei Facebook oder anderen Social Media Kanälen? Nutzt euer Profil, um für eure Überzeugung einzustehen. Jedes eurer Profile ist wie ein Schaufenster. Außerdem ist es wirklich einfach, ihr braucht dafür weder viel Zeit noch Aufwand betreiben. Zeigt euren Freund*innen, was euch wichtig ist.

  5. In einer Partei oder einer NGO (Nichtregierungsorganisation, zum Beispiel Amnesty International) engagieren: Ja ich weiß, die Zeit ist eh schon rar. Aber – um sich politisch zu engagieren, muss man nicht zwingend viel Zeit aufbringen. Im ersten Schritt könnt ihr euch online informieren und eine Mitgliedschaft beantragen. Das ist mit wenigen Klicks möglich. Ich würde aber auch empfehlen, bei einer Partei/NGO, die euch überzeugt, vor Ort bei einer Versammlung vorbei zu schauen und dabei die Leute kennen zu lernen. Einmal dabei könnt ihr ganz individuell entscheiden, wie sehr ihr euch einbringen könnt und wollt. Vielleicht wollt ihr es bei einer reinen Fördermitgliedschaft belassen. Vielleicht habt ihr aber auch Lust, proaktiv Menschen mitzureißen oder gar Ämter zu übernehmen. Seit ich Kinder habe, bin selbst nicht mehr so aktiv. Aber auch ich stand schon an unzähligen Infoständen, habe eine bayernweite Jugendorganisation geleitet und für den Landtag kandidiert. Das waren unglaublich bereichernde, tolle Erfahrungen.

 

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