Stille Geburt: für Recht auf Trauer und Erholung (TW)

25. April 2023

Ich kam mit einem klaren Kopf und vielen Fragen. Ich fuhr mit einem Taschentuch voller Tränen – und Antworten.

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen sachlich zu bleiben (warum eigentlich?), als ich auf die Abendveranstaltung des Vereins Feministische Innenpolitik eingeladen war. Thema des Abends war der gestaffelte Mutterschutz nach stillen Geburten. Ich hatte mir im Vorfeld so einiges dazu durchgelesen und zurecht gelegt. Taschentücher hatte ich zuhause vergessen.

Dann aber stellte Mit-Initiatorin Natascha Sagorski Maria vor. Marias Geschichte ist Teil des Buches “Jede 3. Frau”. In dem Buch erzählen 25 Frauen von ihrem Weg nach ihrer stillen Geburt. Natascha Sagorski bricht dabei mutig mit einem Tabu. “Fehlgeburt” – das passiert mir doch nicht. Oder? Tatsächlich betreffen stille Geburten jede dritte Frau. An diesem Abend erzählt uns Maria davon, wie sie nach ihrer stillen Geburt behandelt wurde. Wie sie um ihre Krankschreibung kämpfen musste, als sie im tiefsten Tal angekommen war und eigentlich nur Halt, Raum, Unterstützung und Ruhe brauchte.

Und dann war es wieder da. Die Erinnerung an unser Sternenbaby. Ich hatte einen Namen. Eine Idee. Ein Gefühl. Ein Kind. Dieses Kind mussten wir verabschieden. In meinem Herzen ist es noch da.

Eine Krankschreibung darf keine Glückssache sein.

Ich hatte Glück in der schweren Zeit, dass meine Ärztin mich krankschrieb und ich Zeit bekam um zu trauern und zu Kräften zu kommen. Das ist nicht selbstverständlich.

An diesem Abend hörte ich von so vielen Fällen, in denen Frauen um die Krankschreibung betteln mussten oder ihnen diese sogar ganz verwehrt wurde. Man solle sich nicht so anstellen. Man solle doch froh sein, man sei noch jung. Und dergleichen mehr.

Das will die Initiative von Isa Gruetering, Natascha Sagorski und vielen weiteren mutigen Frauen ändern. Denn: Es ist gutes Recht von Frauen, sich nach einer stillen Geburt zu erholen. Niemand sollte darum betteln müssen.

Unterstützung erhält der Verein von einer Anwaltskanzlei, die nun eine Verfassungsklage eingereicht hat. Außerdem war die politische Ampelriege in Person von Nina Stahr, Leni Breymaier, Nicole Bauer und Maren Jasper-Winter anwesend. Sie haben ihren Support für die Sache zugesagt.

Das könnt ihr tun:


❤️ Folgt @feministische_innenpolitik auf Instagram
❤️ Unterstützt die Crowdfunding Kampagne um Verfahrenskosten für die Verfassungsklage abzudecken: https://www.startnext.com/gestaffelter-mutterschutz
❤️ Wenn ihr könnt und möchtet: Helft dabei, das Thema Stille Geburten zu enttabuisieren oder wie Leni Brymaier an dem Abend sagte „aus der dunklen Ecke“ zu holen…

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1 Comment

  • Reply Barbara Kenner 6. Mai 2023 at 19:38

    Liebe Sabine,
    Ich finde e wunderbar, dass dieses Thema mehr in den Vordergrund kommt. Ich selbst habe auch zwei Kinder verloren und habe aber das große Glück gehabt, dass ich von wunderbarer Unterstützung umgeben war. Das macht es nicht einfach, aber es war gut. Angefangen von wunderbaren Krankenschwestern im Krankenhaus über einen Pastor, r auch uns als konfessionslosen einen würdevollen Abschied ermöglichte, über Freunde und Familie, die für mich da waren, lief alles richtig. Nur etwas mehr Zeit für mich, das hätte ich wirklich gut brauchen können.
    danke für den guten Beitrag!

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